Interview mit Mia Oberländer
Anna, oder wenn die körperliche Größe eine Art Familiengeschichte ist

Interview mit Mia Oberländer
© Goethe-Institut Italien

Anlässlich des Comicon Festival in Neapel organisierte das Goethe-Institut eine Ausstellung mit Mia Oberländer, der Autorin von „Anna“. Wir sprachen mit ihr über ihren Hintergrund und ihre Arbeit.

Von Emilio Cirri

Die Verbindung zwischen Napoli Comicon und dem Goethe-Institut Neapel besteht seit langem und ist sehr fruchtbar. Im Laufe der Jahre wurden mehrere sehr talentierte junge Autor*innen vorgestellt, die oft noch nicht ins Italienische übersetzt wurden, wobei immer wieder der Wunsch besteht, Verbindungen zu Verlagen in unserem Land und zu Autor*innen aus anderen Ländern herzustellen. Dieses Jahr ist das Goethe-Institut Neapel Gastgeber der COMIC(ON) OFF-Ausstellung mit dem Titel Anna Piccolagrande e altri equivoci. Die Comics von Mia Oberländer: Mia ist eine junge Comiczeichnerin, deren Titel Anna (in Italien noch unveröffentlicht) bereits den Berthold-Leibinger-Comicpreis 2021 gewonnen hat und Kandidatin für den Deutschen Jugendliteraturpreis ist. Die Geschichte, die teilweise autobiografisch ist, handelt von drei Frauen, die alle drei Anna heißen, und konzentriert sich insbesondere auf Anna 2 (Tochter von Anna 1 und Mutter von Anna 3). Sie ist von Geburt an sehr groß und kräftig, in ihrem Dorf nicht akzeptiert und selbst von ihrer eigenen Mutter wenig beachtet. Ihre Geschichte wird zu einer Reflexion über den Körper, über die Selbstwahrnehmung und über Traumata und Ängste, die von Generation zu Generation weitergegeben werden, umgesetzt in einem minimalistischen, aber farbenfrohen Stil.

Am Freitag, dem 22. April 2020, am ersten Tag des Festivals, trafen sich Mia Oberländer und Johanna Wand mit einer Schulklasse des Istituto Matilde Serao in Pomigliano D'Arco, um sie durch die Ausstellung zu führen und ihnen einige Seiten aus Anna vorzulesen. Es war eine so genannte Comiclesung, die in Deutschland sehr verbreitet ist, für die italienischen Schüler*innen aber eine völlig neue (und sehr geschätzte) Erfahrung. Am Rande des Treffens führte Lo Spazio Bianco ein Interview mit Mia Oberländer, um über ihre Arbeit, ihr Studium und ihre Inspirationen zu sprechen. 

Hallo Mia und vielen Dank, dass du dir Zeit für uns genommen hast. Zunächst möchte ich dir ein paar Fragen stellen, um dich dem italienischen Publikum vorzustellen. Hast du als Kind und Jugendliche Comics gelesen? Welche waren die ersten, mit denen du in Kontakt kamst? 

Als ich klein war, hat mir mein Vater einen großen Stapel Mickey-Maus-Comics aus den 1960/70er Jahren geschenkt, die er auf dem Dachboden aufbewahrt hatte. Ich habe als Kind also viel Mickey Maus gelesen, aber auch Donald Duck und Asterix und Obelix. 

Also, die typischen, übersetzten Comics aus anderen Ländern, die in Deutschland sehr beliebt sind. 

Ich habe die Klassiker gelesen. Während meiner Schulzeit hat mir meine beste Freundin dann Mangas gezeigt. Als ich ein Teenager war, habe ich also viel Manga gelesen – von shōjo bis shōnen (One Piece und so). Dann habe ich eine längere Zeit lang überhaupt keine Comics mehr gelesen, sondern nur noch Bücher. Im Studium habe ich dann wieder angefangen. 

Wann hast du angefangen, Comics zu machen, und was waren deine ersten Schritte in diese Richtung? 

Ursprünglich wollte ich Kinderbücher machen, aber das habe ich nicht hinbekommen. Letztendlich waren die meisten Geschichten, die ich gezeichnet habe, viel zu verwirrend für Kinder. Während meines Studiums war ich drei Mal in Bologna auf der Kinderbuchmesse, um meine Mappe zu präsentieren und mit Verlagen zu sprechen. Die haben dann jedes Mal gesagt, dass die Geschichten lustig und die Zeichnungen toll seien, aber ich das doch einfach nicht für Kinder gezeichnet hätte. Bei meinem letzten Besuch dachte ich dann plötzlich: Sie haben recht (lacht). Zurück in Hamburg habe ich dann einen Comic-Kurs bei Anke Feuchtenberger besucht und wusste sofort, dass ich Comics zeichnen will. 

Du hast mir die nächste Frage vorweg genommen. Du sprichst von Anke Feuchtenberger, einer der wichtigsten Autor*innen der deutschen und europäischen Comicszene. Was war die wichtigste Lektion, die du von ihr gelernt hast? 

Ich bin ein großer Fan von Anke und habe eine Menge von ihr gelernt. Vor allem aber, wie man Geschichten erzählt. Anke zeichnet ihre Comics auf eine sehr intuitive Art und Weise, mit wenigen festen Regeln. Sie hat in einem Unterricht mal gezeigt, dass man prinzipiell vier Zeichnungen nebeneinander legen könnte, die nichts mit einander zu tun haben und trotzdem würde das Gehirn sofort versuchen einen Zusammenhang bzw. eine Geschichte darin zu erkennen. Das war vielleicht die wichtigste Lektion. Mein Zeichenstil unterscheidet sich ja schon sehr von Ankes Herangehensweise, aber ich habe auf jeden Fall von ihr gelernt, wie man etwas erzählt. 

Aus „Anna“ von Mia Oberländer
Aus „Anna“ von Mia Oberländer | © Edition Moderne
Ja, das stimmt, dass eure Stile unterschiedlich sind, aber es gibt immer noch Elemente die eure Arbeiten verbinden, z.B. der Minimalismus beim Zeichnen, die Verwendung von Schwarz und Weiß in einigen von deiner Geschichten.

Ja. Und der Umgang mit Schrift vielleicht, die für mich immer ein Teil der Zeichnung ist. Tatsächlich schreibe ich den Text auch immer direkt in die Zeichnungen rein, was man auf keinen Fall tun sollte (lacht). Ich glaube die Leute von Atrabile, die Anna auf Französisch veröffentlicht haben, haben mich sehr gehasst, weil sie auf allen Seiten in Photoshop meinen deutschen Text rausradieren mussten. Ich kann mir aber keine andere Arbeitsweise vorstellen. Ich muss den Text in der Zeichnung sehen.
 
Du hast an der HAW in Hamburg studiert, einer Stadt, in der in den letzten Jahren viele deutsche Comictalente entstanden sind. Wie wichtig war es für dich, mit dieser sehr aktiven Gemeinschaft in Kontakt zu kommen? 

Ich bin seit drei Jahren Leitungsmitglied des Comicfestivals Hamburg. Verglichen mit Napoli Comicon ist es natürlich klein, weil es ein Indie-Festival ist. Trotzdem sind jedes Jahr tolle (auch internationale) Künstler*innen zu Gast. Ich finde es jedenfalls total schön, nicht nur Künstlerin zu sein und (hoffentlich) auf Comicfestivals eingeladen zu werden, sondern die Einladung auch mal zurückgeben zu können. Die Comic-Community in Hamburg ist jedenfalls sehr nett und gemütlich, wobei das eigentlich deutschlandweit so ist.

Und es scheint mir ein Umfeld zu sein, das voller Ideen und Einsichten ist. 

Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich gerade auf deine Frage geantwortet habe. Ich bin froh, Teil der Hamburger Comic-Community zu sein. In Hamburg wohnen eine Menge toller Zeichner*innen. Z.B: Antonia Kühn, Sascha Hommer, Jul Gordon. Es ist schön, dass so viele gute Autor*innen an einem Ort versammelt sind. 

Lass uns jetzt über Anna sprechen, dein Dissertationsprojekt, das auch den Comicpreis der Berthold-Leibinger-Stiftung gewonnen hat. Der Comic behandelt das Thema Bodyshaming und Selbstakzeptanz auf eine ganz besondere und originelle Weise und setzt es in eine Familien- und Mehrgenerationengeschichte um. Wie ist die Idee zu dieser Geschichte entstanden? 

In der Geschichte geht es um Selbstwahrnehmung. Wie man sich selbst sieht, und wie sich das Selbstbild durch Feedback aus Familie und Umfeld verändern und verzerren kann. Die Inspiration kommt aus meiner eigenen Familie. Meine Mutter ist 1,80 m groß und war damit in den 1960er Jahren in Deutschland eine ziemlich große Frau. In ihrem kleinen Heimatdorf fanden die Leute das nicht gut und gaben ihr das auch zu verstehen, woraufhin sie anfing, sich für ihr Aussehen zu schämen – was absurd ist, weil sie eine sehr, sehr schöne Frau ist! Um meine Schwester und mich vor dieser Scham zu bewahren, hat sie viel Energie darauf verwendet „Großsein“ für uns positiv zu besetzen, war aber nicht so überzeugend. Durch den ständigen Fokus auf das Thema, ging ich stattdessen viele Jahre davon aus, ein riesiger Mensch zu sein. Generell hatte ich total Angst vorm „zu groß“-sein. Irgendwann zog ich nach Hamburg und stellte fest, dass ich mit 1,75 m wirklich nicht schockierend groß bin. Meine eigene Selbstwahrnehmung hatte sich aus Angst, über 10 Jahre lang, total von der Realität entfernt. Darüber wollte ich ein Buch machen. Nicht über mein „schreckliches Schicksal, zu groß zu sein“, sondern darüber wie Ängste, die sich teilweise über mehrere Generationen wiederholen, unser Selbstbild beeinflussen.
  
Das ist sicherlich einer der interessantesten Aspekte deines Werks: Man spürt, dass es autobiografische Elemente enthält, aber es ist keine Autobiografie, wie man in Deutschland, Italien oder anderen Teilen der Welt findet, es ist eine universelle Geschichte. 

Die Geschichte basiert zwar auf einem persönlichen Problem, soll aber nicht vom Individualschicksal einer großen Frau handeln. Damit das klar wird, habe ich in der Darstellung sehr übertrieben. Die Frauen sind nicht 1,80 m groß sondern 4 m. Durch die Groteske wollte ich erreichen, dass der jeweilige „Makel“ austauschbar bleibt und die Essenz des Problems für alle nachvollziehbar. Auch für diejenigen, die sich zu klein, zu dünn, zu korpulent, zu rothaarig […] fühlen.
Aus „Anna“ von Mia Oberländer
Aus „Anna“ von Mia Oberländer | © Edition Moderne
Und dein Erzählstil ist ebenso wie deine Zeichnungen sehr ironisch, auch wenn die Geschichte, die erzählt wurde, sehr ernste Momente hat. Eine ernste Geschichte, die aber humorvoll behandelt wird. Glaubst du, dass Comics ein geeignetes und nützliches Medium ist, um über wichtige Themen der heutigen Gesellschaft zu reflektieren? Das Thema deines Comics, die Reflexion über den Körper, ist ein Thema, das verschiedene Autoren deiner Generation in Deutschland wie auch im Rest der Welt sehr stark beschäftigt. 

Ja, das glaube ich auf jeden Fall. Es gibt drei Dinge, die ich an diesem Medium besonders toll finde. Erstens: Es ist so leicht eine neue Welt zu erschaffen. Ich kann die Regeln definieren, die in dieser Welt gelten und wenn man es richtig macht, haben die Leser*innen sie auf Seite 4 schon akzeptiert. In Anna habe ich das zum Beispiel gemacht. Ich behaupte, dass es ein Dorf gibt, in dem es möglich ist, dass zwei Personen (Anna 2 und Anna 3) ca. vier mal so groß sind, wie der Rest der Menschen. Frei von Filmbudget-Special-Effects-Problemen kann ich das einfach entscheiden und die Betrachter glauben es (hoffentlich). 

Außerdem hat man bei der grafischen Erzählung zwei Ebenen zur Hand (Bild und Text), die man gleichzeitig oder auch abwechselnd benutzen kann. Gerade bei autobiografischen/autofiktionalen Themen ist das sehr gut, weil es da manchmal Gefühle gibt, die man nicht erklären kann oder Situationen vorkommen, die man nicht explizit zeigen will. Dann kann man Bild oder Text auch mal weglassen. In einem Kapitel von Anna bekommt Anna 2 einen riesigen Wutausbruch. Sie schreit sich ein großes über Jahre angestautes Wutknäuel von der Seele und man kann gar nicht mehr richtig entwirren, was die konkreten Gründe sind. In meiner Graphic Novel gebe ich ihr dafür 20 Seiten Raum. In einem Roman könnte ich sie nicht 20 Seiten lang „AAAA“ schreien lassen bzw. wäre es nicht sonderlich eindrücklich. Im Comic kann ich außerdem entscheiden wie lang Zeit ist. Eine Figur kann über 6 Seiten Zucker in den Tee rühren – wenn das wichtig ist – oder es können auf 4 Seiten 10 Jahre vorbeigehen. Das Management von Zeit und Rhythmus hat mich total fasziniert, als ich an Anna gearbeitet habe. Ich wollte dem Buch unbedingt das richtige Tempo geben.

Vor „Anna“ hast du viele Kurzgeschichten geschrieben, und dies war deine erste Graphic Novel. Wie schwierig war dieser Übergang für dich? Und welche Rolle hat die Edition Moderne in deiner Arbeit gespielt? 

Natürlich ist die Arbeit an einer Graphic Novel anstrengend, ich fand es aber nicht zwangsläufig schwieriger als kürzere Comics, man braucht halt mehr Durchhaltevermögen. Als ich den Buchvertrag mit der Edition Moderne unterschrieben habe, stand das Buch eigentlich zu 90%. Später habe ich noch ein Kapitel und einige Einzelseiten ausgetauscht. Da stand ich dann schon mit Julia und Claudio von der Edition Moderne in Kontakt. Anschließend gab es ein Korrektorat.

Dass Anna so ein wunderschönes Buch geworden ist, ist zu großen Teilen ebenfalls Verdienst des Verlags. Die Idee für den Umschlag – der alle drei Annas zeigt – kam beispielsweise von Julia. Dann haben wir zusammen daran gefeilt. Die Edition Moderne zeichnet sich generell einfach durch großartige Buchgestaltung aus. Ich würde mir die Bücher fast alle ins Regal stellen.

Der Comic hat einen sehr geometrischen und minimalistischen Stil, sowohl im Strich als auch im grafischen Layout und in der Erzählung, mit Ausnahme eines Kapitels. Wie bist du dazu gekommen, die Geschichte auf diese Weise zu strukturieren? Welche Einflüsse hast du bei der Entstehung des Comics gehabt? 

Ich bin schon eine eher faule Zeichnerin, daher vielleicht der Minimalismus. Alles was ich zeichne ist meist aus einem Grund da und es gibt nicht viel Dekor. Ich bin nämlich auch sehr ungeduldig. Andererseits bin ich einfach ein großer Fan von knalligen Farben und von Outlines. Ich bin aber auch experimentierfreudig. Der jeweilige Stil ergibt sich sowieso aus der Geschichte. Am Anfang von Anna wollte ich jedes Kapitel in einem anderen Stil zeichnen, aber das wäre hauptsächlich verwirrend geworden und hätte keinen erzählerischen Grund gehabt. Im „Schrei-Kapitel“ blieb mir aber beispielsweise keine andere Wahl. Der grafische Stil war nicht geeignet, weil meine Figur darin nicht wütend genug werden konnte. Die starken Konturlinien mussten gegen rote Acryl-Tinte getauscht werden.

Meinen Inspirationsquellen sind etwas unklar. Wenn ich an meinen eigenen Comics arbeite, höre ich meist auf Comics zu lesen, weil ich Angst habe, dass ich andere Autor*innen dann unbewusst (und ein bisschen schlechter) nachahme. Manchmal wird mir gesagt, dass mein Stil an Max Baitinger erinnert. Da habe ich nichts dagegen, weil ich seine Zeichnungen sehr mag. Außerdem bin ich Fan von Olivier Schrauwen, Joe Kessler, Aisha Franz und natürlich Anke Feuchtenberger. Aber ich kann nicht genau sagen, was mich dann wie genau beeinflusst. 

Vielen Dank, Mia, für deine Zeit und viel Erfolg mit deinem Comic! 

Am Rande des Interviews sprachen wir auch mit Johanna Wand vom Goethe-Institut Neapel, die das Treffen der Autorin mit den Schülern organisiert hat.

Wie kam es zu der Idee, eine Ausstellung von Mia Oberländer nach Italien zu bringen, obwohl ihre Comics dort noch nicht veröffentlicht wurden?


Seit über 15 Jahren arbeiten das Goethe-Institut und Comicon Napoli zusammen, um die Sichtbarkeit deutschsprachiger Graphic Novels auf dem italienischen Buchmarkt zu erhöhen. Ziel ist es vor allem, italienische Verlage für deutsche Autor*innen zu interessieren, die in Italien noch unbekannt sind. Mia Oberländer gehört zu einer neuen Generation deutscher Cartoonisten, die mit sehr beachtlichen Debüts auf sich aufmerksam machen. Ihre Geschichten und ihre Ästhetik zeugen von großer Kreativität und Originalität. Es ist schön, sie dem italienischen Publikum vorzustellen.
  • Ausstellung von Mia Oberländer im Goethe-Institut Neapel © Goethe-Institut Italien

    Ausstellung von Mia Oberländer im Goethe-Institut Neapel

  • Schüler*innen des Gymnasiums Matilde Serao (Pomigliano D’Arco) besuchen die Ausstellung von Mia Oberländer im Goethe-Institut Neapel © Goethe-Institut Italien

    Schüler*innen des Gymnasiums Matilde Serao (Pomigliano D’Arco) besuchen die Ausstellung von Mia Oberländer im Goethe-Institut Neapel

  • Ausstellung von Mia Oberländer im Goethe-Institut Neapel © Goethe-Institut Italien

    Ausstellung von Mia Oberländer im Goethe-Institut Neapel

  • Schüler*innen des Gymnasiums Matilde Serao (Pomigliano D’Arco) besuchen die Ausstellung von Mia Oberländer im Goethe-Institut Neapel © Goethe-Institut Italien

    Schüler*innen des Gymnasiums Matilde Serao (Pomigliano D’Arco) besuchen die Ausstellung von Mia Oberländer im Goethe-Institut Neapel

  • Ausstellung von Mia Oberländer im Goethe-Institut Neapel © Goethe-Institut Italien

    Ausstellung von Mia Oberländer im Goethe-Institut Neapel

  • Graue Polaroid Bilder gezeichnet Foto: © Goethe-Institut

    Memoria Game

  • Ausstellung von Mia Oberländer im Goethe-Institut Neapel © Goethe-Institut Italien

    Ausstellung von Mia Oberländer im Goethe-Institut Neapel

  • Schüler*innen des Gymnasiums Matilde Serao (Pomigliano D’Arco) besuchen die Ausstellung von Mia Oberländer im Goethe-Institut Neapel © Goethe-Institut Italien

    Schüler*innen des Gymnasiums Matilde Serao (Pomigliano D’Arco) besuchen die Ausstellung von Mia Oberländer im Goethe-Institut Neapel

Wie kam es zu der Zusammenarbeit zwischen dem Goethe-Institut Neapel und dem Comicon?

Wie ich schon sagte, arbeiten wir schon seit vielen Jahren Hand in Hand. Dazu gehört in erster Linie die Auswahl der Künstler*innen, deren Werke wir präsentieren. Comicon ist für die Auswahl der Werke und die Konzeption der Ausstellung verantwortlich, in enger Abstimmung mit dem Goethe-Institut. Natürlich ist es immer schön, wenn die Künstler*innen auch vor Ort sind und wir mit ihnen Treffen oder Workshops im Institut abhalten können. Dies geschieht in der Regel während des Festivals und ist besonders nützlich, weil so viele Künstler*innen aus vielen Ländern zur gleichen Zeit in Neapel zusammenkommen. Neben den Begegnungen mit dem neapolitanischen Publikum bietet das Festival also auch die Möglichkeit zum Austausch und zur Vernetzung von Künstler*innen.

Diese Art der Zusammenarbeit mit dem Comicon hat sich als äußerst effizient erwiesen. Ähnliche Kooperationen bestehen auch mit den anderen europäischen Kulturinstituten vor Ort, dem Instituto Cervantes und dem Institut français [die in diesem Jahr Alberto Monteys bzw. Léa Murawiec zu Gast hatten, Anm. d. Red.] 

Die Ausstellung wurde auch Oberstufenschüler*innen präsentiert, die Deutsch lernen. Wie wurde das Treffen organisiert und wie war das Feedback der Schüler*innen?

Wir haben sogar eigens einige Schüler*innen des Istituto Matilde Serao in Pomigliano D'Arco, die sich besonders für Comics interessieren, eingeladen, um Mia Oberländer zu treffen. Bei einer Führung durch die Ausstellung gab die Künstlerin einen interessanten Einblick in ihre Arbeit, von ihrer Technik bis zu den Themen ihrer Geschichten. Sie sprach über ihren Werdegang und die Künstler*innen, die sie beeinflusst haben, wie z. B. Anke Feuchtenberger. Im Mittelpunkt des Treffens stand eine Lesung aus dem Comic [diese Comiclesungen sind in Deutschland sehr verbreitet, Anm. der Redaktion], die für alle eine große Überraschung war. In der Öffentlichkeit aus einem Comicbuch lesen? Das war eine neue Erfahrung für die Jugendlichen. Mia las einige Kapitel aus ihrem Graphic Novel-Debüt Anna, während die einzelnen Bilder wie ein Film auf eine Leinwand projiziert wurden, allerdings immer nacheinander. Der Sprechblasentext und die zu den Bildern gehörenden Geräusche wurden von Mia selbst vorgelesen und gemacht. Die Schüler*innen waren absolut begeistert. Mia Oberländer hat jetzt 15 Follower mehr auf Instagram!

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Das Interview wurde in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut in Neapel am 22. April 2022 anlässlich der Präsentation der Ausstellung COMIC(ON) OFF „Anna Piccologrande e altri equivoci. Die Comics von Mia Oberländer“ geführt. Wir danken Johanna Wand für die Organisation und die Unterstützung.
 

Mia Oberländer © Foto: © Grischa Kaufmann Mia Oberländer Foto: © Grischa Kaufmann

Mia Oberländer

1995 in Ulm geboren, lebt sie seit 2015 in Hamburg. Ihr Debütroman Anna wurde mit dem Comicpreis der Berthold-Leibinger-Stiftung 2021 ausgezeichnet. Die Künstlerin studiert derzeit Visual Storytelling bei Anke Feuchtenberger an der HAW Hamburg. Seit 2019 ist sie Mitorganisatorin des Hamburg Comicfestival. Ihre Arbeiten wurden u. a. in Le Monde diplomatique und Strapazin veröffentlicht.

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