Viola Ardone, Paolo Cognetti und Beatrice Salvioni
Zeitgenössische italienische Literatur in Deutschland

Viola Ardone, Paolo Cognetti und Beatrice Salvioni
v.l.n.r.: Viola Ardone, Paolo Cognetti, Beatrice Salvioni | © v.l.n.r.: Riccardo Siano, Mattia Balsamini, Leonardo Cendamo

Drei große Namen der zeitgenössischen italienischen Literatur erscheinen in Deutschland im Penguin Verlag: Viola Ardone, Paolo Cognetti und Beatrice Salvioni. Ihre Lektorin Duygu Maus betreut die Autor*innen von der Akquise bis zum fertigen Buch und darüber hinaus. Sie erzählt dem Goethe-Institut von dieser ganz besonderen Beziehung.

Von Sarah Wollberg

Die großen Themen der Zeit und die Kraft des Einzelnen

Bei den Autor*innen im Penguin Verlag handelt sich um drei unterschiedliche Persönlichkeiten, die eins gemein haben: Ihre Bücher behandeln die großen Themen dieser Zeit, in denen wir Protagonisten kennenlernen, die die Kraft haben, die Gegebenheiten zu konfrontieren und zu verändern. Genau hiervon ausgehend startet die Reise des Penguins Verlags in die italienische Literaturlandschaft.

Viola Ardone – Die Geschichte und das Individuum  

Nachdem der internationale Beststeller Ein Zug voller Hoffnung auch die deutsche Leserschaft begeisterte, erscheint zur Buchmesse 2024 Was wissen sie vom Freisein (2.10.) in der deutschen Übersetzung von Esther Hansen. Der Roman erzählt die Geschichte der ersten Frau, die sich dagegen weigerte, den Mann zu heiraten, der sie missbraucht hatte: Die Protagonistin Oliva wächst im Sizilien der 60er Jahre auf und entwickelt im Lauf der Zeit eine Einzigartigkeit, die ihr die Kraft gibt, uralte Gesetze wie die Zwangsehe nach Vergewaltigung („il matrimonio riparatore“) zu ändern. Eine unvergessliche Geschichte, in der nicht nur die Protagonistin, sondern auch alle Menschen, die sie umgeben, tiefgründig und ohne Wertung erzählt werden. In Italien ist bereits ein weiterer Roman erschienen: Grande Meraviglia ist wieder ein großer Erfolg und wird in Deutschland nicht lange auf sich warten lassen.

Paolo Cognetti – Die Natur und der Mensch

Paolo Cognetti ist für seine Bergszenarien und der Auseinandersetzung des Menschen mit der Natur bekannt. Sein internationaler Bestseller Acht Berge gewann in Italien den berühmten Premio Strega 2017 und kam weltweit als Verfilmung in die Kinos. Nun erscheint in Deutschland (11.9.) auch sein neustes Buch Unten im Tal, aus dem Italienischen übersetzt von Christiane Burkhardt. Der 1978 in Mailand geborene Autor verbringt seine Zeit am liebsten in der Bergwelt, auch wenn er momentan viel mit seinem neuen Film Fiore mio beschäftigt ist. Seine Prosa ist mal von den schattigen Waldhängen, mal von den helleren Lichtungen inspiriert. Das deutsche Buchcover weist uns darauf hin: Cognetti bringt uns auch diesmal wieder an einen Ort, an dem Mensch und Natur aufeinandertreffen. Nicht nur das, in seinen großartig erzählten Naturszenarien trifft der Mensch vor allem auf sich selbst. Unten im Tal beleuchtet die Schattenseiten der Brüder Luigi und Alfredo, aber lässt den Leser*innen wie immer auch einen Funken Hoffnung.

Beatrice Salvioni – Die Gesellschaft und das Anders Sein

Beatrice Salvioni war erst 26 Jahre alt, als sie ihr Debüt Malnata schrieb, das in über 35 Ländern zum Beststeller wurde und bald als TV-Serie zu sehen sein wird. „Ihr junger und einnehmender Charakter hat nicht nur die Kolleg*innen im Penguin Verlag verzaubert, sondern die Leserschaft weltweit.“, so Duygu Maus. Die Geschichte über eine Mädchenfreundschaft scheut den Vergleich mit den großen zeitgenössischen italienischen Romanen nicht. Salvioni lehrt uns vor allem eins: Anders zu sein als alle anderen, seine eigene Stimme zu finden und dieser Ausdruck zu verleihen, ist in allen Zeiten und Orten nicht nur in Ordnung, sondern wünschenswert. „Viele Leser*innen können sich ihrem Buch ab der ersten Seite nicht entziehen, weil es von Anfang an so viel Kraft entwickelt. Die Protagonistin Maddalena ist ein Vorbild weiblicher Selbstbestimmung, sie spricht vielen jungen Leser*innen aus der Seele, Außenseiter*innen schöpfen Kraft aus den Seiten des Buches.“, erzählt die Lektorin. Kein Wunder, dass das Buch in Italien bereits Schullektüre ist und sowohl Einaudi als auch Penguin in der Kommunikation besonders auf junge Leser*innen setzen.

Von der Akquise bis zum fertigen Buch

Duygu Maus schätzt ihre Autor*innen auf eine ganz persönliche Art und Weise. Die Reise von der Akquise bis zum fertigen Buch führt zu einer besonderen Beziehung. Es zieht die Lektorin besonders zu den Büchern hin, die sie emotional ansprechen. „Das ist bei allen drei dieser Autor*innen der Fall!“, erklärt die Lektorin. Sie freut sich sehr, ihre italienischen Autor*innen bald in Deutschland willkommen zu heißen. Ardone und Cognetti werden Teil des Italienischen Ehrengastauftritts auf der Frankfurter Buchmesse sein. Salvioni wird ihren Roman direkt nach der Buchmesse in Göttingen und Karlsruhe vorstellen. Nicht nur Duygu Maus, auch die Leser*innen dürfen sich freuen: Der Bücherherbst in Deutschland gestaltet sich vielfältig und spannend.

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