Oma Trude
Fußball geht auch nachhaltig!

Fußball und Nachhaltigkeit
© Roman Pohorecki, Pexels

Wenn ihre Enkel oder Urenkel kicken, steht Oma Trude sehr gerne jubelnd in der Fankurve. Noch viel mehr als die Torausbeute interessiert sie aber, was in den Fußballstadien für die Umwelt getan werden kann. Gar nicht so wenig, hat sie schon herausgefunden. Und da ist bestimmt noch mehr möglich …

Von Oma Trude

Ihr Lieben,

wer behauptet, die täglichen Nachrichten seien nur noch negativ, liegt zum Glück falsch. Richtig gefreut habe ich mich Ende letzten Monats, als die 1. und 2. Bundesliga als erste große Profifußball-Ligen ihren Kriterienkatalog für mehr Nachhaltigkeit im Fußball bekannt gegeben haben.

Wie, was, es geht hier um Fußball? Ja! Zugegebenermaßen interessiere ich mich fast nur für das Runde, wenn mein Enkel Arthur oder mein Ur-Enkel David es ins Eckige bringen – dann aber mit Begeisterung und vollem Einsatz am Spielfeldrand! Ihr solltet mich mal in meiner Enkel-Fan-Montur sehen. Wenn Ihr Euch eher weniger für Fußball interessiert, Euer Herz aber dennoch für Nachhaltigkeit und Öko-Themen schlägt, dann solltet ihr hier dranbleiben – wenn auch nicht am Ball, dann am Thema. Es ist spannender, als Ihr denkt!

Gesellschaftliche Verantwortung

Fußball ist nicht nur ein milliardenschweres Geschäft, sondern sowohl in Deutschland als auch weltweit der beliebteste Sport. Dadurch hat Fußball ein enorm großes Handlungsfeld! Die Auswirkungen dieses riesigen Sportbetriebes sind auf jeden Fall schwerwiegend, auch für die Umwelt. Meiner Meinung nach hätte man mit dem Klimaschutz schon viel früher beim Fußball aktiv werden müssen, einige Vereine haben dies aber zum Glück auch schon getan. Danke an die Vorreiter wie zum Beispiel den 1. FC Köln, der 2021 als erster deutscher Verein das TÜV-Zertifikat für nachhaltige Unternehmensführung erhalten hat, wie mir mein fußballbegeisterter Enkel Michi erzählt hat. Schon seit geraumer Zeit trägt der Verein wohl dazu bei, dass die 17 globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung der UN-Agenda 2030 erreicht werden. Bei anderen Vereinen ist das Bewusstsein ebenfalls geschärft: der TSG Hoffenheim, der VfL Wolfsburg und auch Borussia Dortmund, Arthurs Lieblingsverein, veröffentlichen bereits ihren CO2-Ausstoß.

Absoluter Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit ist jedoch der SC Freiburg. Bereits 1995 wurde dort die erste Solaranlage auf dem Dach eines Bundesligastadions gebaut. Ressourcen schonen gehört für den Verein längst zum Alltag. Zu den Photovoltaikanlagen gesellen sich ein Blockheizkraftwerk, ein Tiefbrunnen, wasserlose Urinale, eine Holzhackschnitzelanlage, eine gute Wärmedämmung, Sonnenkollektoren für Warmwasser und, und, und. Das brandneue Europa-Park-Stadion glänzt durch nachhaltige Architektur. Vielleicht mache ich mit Michi mal eine Reise zu einem Spiel dorthin. 

Zurück zum Anfang meines Textes. Seit Ende Mai 2022 gibt es also die Nachhaltigkeitskriterien, die verpflichtend und in der jährlichen Lizenzierungsordnung der DFL (Deutsche Fußball Liga, zuständig für Organisation und Vermarktung des deutschen Profifußballs) verankert sind. Ein wichtiger Schritt in Sachen Klimaschutz, auch wenn manche natürlich finden, dass die Schritte und die Strafen bei Nicht-Einhaltung nicht groß genug sind. Ich sage: immerhin!

Was sind das für Kriterien?

Die deutschen Vereine sollen ab der Saison 2023/24 ökologisch, wirtschaftlich und sozial nachhaltiger arbeiten und dafür 39 Kriterien erfüllen. Sie sollen dann beispielsweise ihren CO2-Fußabdruck messen, eine Nachhaltigkeitsstrategie entwickeln, Nachhaltigkeitsbeauftragte einstellen, Fairplay-Maßnahmen oder solche zu Anti-Doping durchführen.

Wo hakt’s?

Es gibt wirklich viel zu tun, wenn man sich vor Augen hält, dass große Stadien die Fußballplätze im Winter mit Rasenheizung betreiben. Oder dass die zahlenden Fernsehsender das Flutlicht gerne auch tagsüber für ein schöneres Übertragungsbild leuchten lassen. Und all die Fans müssen schließlich auch zum Stadion kommen – viele nutzen zu diesem Zweck nach wie vor ihr Auto.

Wo setzt man an?

  • Bei der Fan-Mobility zum Beispiel: Es ließen sich Anreize wie eine Bonuskarte schaffen, damit die Fans mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen.
  • Oder bei den Vereinsheimen und Stadienrestaurants, die auf Mehrweg-Geschirr umstellen, was schon vielerorts passiert. Ich habe sogar gelesen, dass ein englischer Verein auf vegane Verpflegung sowohl der Spieler – freiwillig – als auch der Zuschauer umgestellt hat. Die Mannschaft wird von einem Ernährungsberater betreut, und der Konsum im Stadion ist durch die Umstellung auf Veggy Burger angeblich stark gestiegen.
  • Auch die Flutlichtanlagen verbrauchen, mit LED-Leuchtmitteln ausgestattet, viel weniger Energie, als wenn sie mit herkömmlichen Leuchtmitteln brennen würden.
  • Um Wasser bei der Rasenpflege zu sparen, könnten an den Plätzen Regenwasser-Zisternen aufgestellt werden - was so mancher Verein auch tut.
  • Ein weiterer Nachhaltigkeitshebel sind die Trikots, die wie beim FC Bayern aus Ozeanmüll, also Meeresplastik hergestellt sein können. Stutzen ließen sich aus Bambus statt aus Synthetik herstellen.
  • Bei der Rasenpflege könnte auf Kunstdünger und Pestizide verzichtet werden und ein Rasenmäher solarbetrieben laufen.
  • Stromsparen wäre mit Solarpanels auf den Vereinsheim- oder Stadiendächern eine Möglichkeit. Das wird auch schon umgesetzt.
  • Fanartikel und Fußbälle sollten fair produziert werden und Sponsoring-Einnahmen von Unternehmen stammen, die nachhaltig arbeiten.
Klingt einfach, aber es ist bestimmt ein langer Weg. Ich habe zudem gelesen, dass der Kriterienkatalog der DFL noch erweitert werden wird.

Kunstrasen – ohne Mikroplastik

Von einer interessanten Sache möchte ich Euch noch berichten, die mein Enkel Michi erlebt hat. Der hat schon früher an nichts anderes als die Trainings und Spiele mit seiner Mannschaft oder das Kicken mit seinen Freunden gedacht. Er ist dem Fußball treu geblieben und war letztens im Süden Münchens auf einem Kunstrasenplatz der neuesten Generation zu Gast. Davon abgesehen, dass sie das Freundschaftsspiel verloren haben, war das Spiel auf dem Platz wohl eine ganz tolle Erfahrung. Dort wurde auf die Verfüllung mit Granulat verzichtet – das steht ja unter dem Verdacht, Mikroplastik an den Boden abzugeben. Stattdessen hat man bei diesem Exemplar die Kunstrasenhalme verwoben, wodurch gleichzeitig der Einsatz von Klebstoffen erheblich reduziert werden konnte. Verfüllt wurde mit Sand. Es gibt wohl auch die Möglichkeit, mit Sand in Kombination mit Gummi oder Kork zu verfüllen. Spannend sind all diese Ansätze! Dass in diesem Bereich mit seinen vielen Vorbildfunktionen auch ein Umdenken stattfindet, freut mich sehr.

Ihr seht, es gibt in nahezu jeder Lebenslage die Möglichkeit, am Schutz unseres Klimas zu arbeiten. Deshalb schließe ich heute gerne mit diesem Motto: Es lebe der Sport!

Mit herzlich-sportiven Grüßen
Eure Trude

Top