Vordergründig passiert nicht viel in diesem warmherzigen Kinderbuch. Zwischen Pommes, Eis und Sonnencreme scheint ein Tag dem anderen zu gleichen. Die Besonderheit dieser Geschichte ist die Darstellung der Familie: Zusammenhalt, gegenseitige Unterstützung und Verständnis füreinander sind so selbstverständlich, dass man mit den Bukowskis sofort befreundet sein möchte. Dass das ganz ohne Pathos, ohne viel Aufhebens und trotzdem spannend erzählt wird, ist das große Verdienst dieses herausragenden Kinderromans.
(Jurybegründung zum Deutschen Jugendliteraturpreis 2020)
Freibad. Ein ganzer Sommer unter dem Himmel
Will Gmehling
Wuppertal: Peter Hammer 2019. 155 Seiten. € 14,00
Italienische Übersetzung von Angela Ricci: La straordinaria estate della famiglia Bukowski.
Rom: La Nuova Frontiera Junior, 2021
Preis:
Deutscher Jugendliteraturpreis 2020 in der Sparte „Kinderbuch“ (s. Jurybegründung)
Nino wird über die Ferien zu seinen Großeltern aufs Land geschickt, wo er hin und her schwankt zwischen der Kindheit (mit der ermutigenden Warmherzigkeit der Großmutter, dem Spiel mit Zinnsoldaten und den geheimen Ängsten vor dem Dunkeln und Unbekannten) und der Vorpubertät (mit Männergesprächen mit den Freunden des Großvaters, mit Mutproben und Jagdabenteuern). Plötzlich wütet ein Fuchs in den umliegenden Hühnerställen und auch in dem des Großvaters. Nino ist derart fasziniert von diesem unzähmbaren, wilden Tier, dass er zunächst dessen Spur aufnimmt, um sich dann wie im Spiel selbst in einen Fuchs zu verwandeln. Dieses vermeintliche Zum-Fuchs-Werden hilft ihm in dieser ebenso realistischen wie symbolischen Erzählung, über sich selbst hinauszuwachsen.
Die Sprache ist einfach und klar, und der Roman kann in seiner Kürze auch abschnittsweise gelesen werden. Das wunderbare Titelbild und die Illustrationen von Letizia Iannaccone bereichern den Text, der von einem jener Sommer erzählt, die das Leben verändern.