Symposium
Wir wollen alles
Utopien, Fehlschläge und Errungenschaften von den 1970er Jahren bis heute
Mit Luzia Braun, Alessandro Coltré, Dacia Maraini, Francesca Melandri, Leonie Schöler, Petra Terhoeven, Jürgen Trittin, Ulrich Waller und Wu Ming 4
Das Goethe-Institut Rom und die Körber-Stiftung Hamburg widmen dem Erbe der 70er Jahre in Deutschland und Italien einen Tag der Begegnung und Diskussion. Das von der deutschen Journalistin Luzia Braun kuratierte Programm bringt bekannte Protagonisten der deutschen und italienischen politischen, kulturellen und zivilgesellschaftlichen Szene dieser Zeit in einen Dialog mit den heutigen Generationen.
„Wir wollen alles": Der Titel von Nanni Balestrinis berühmtem Buch war die Absichtserklärung einer ganzen Generation, eine Formel, die den Kampf der außerparlamentarischen Linken in Italien verkörperte, um mit Kreativität und Fantasie eine neue Welt zu schaffen. Die glühende politische und kulturelle Atmosphäre jener Jahre machte Italien zu einem Sehnsuchtsland für die deutsche antidogmatische Linke, insbesondere für die intellektuelle und künstlerische Avantgarde, die von einer Gesellschaft angezogen wurde, die in Aufruhr zu sein schien, durchdrungen von tiefgreifenden Bewegungen der Transformation und Veränderung. Doch diese Ära, die so viele Hoffnungen geweckt hatte, sollte bald im bewaffneten Kampf und der Gewaltspirale der Roten Brigaden in Italien und der RAF in Deutschland untergehen, und die schöne neue Welt der kreativen Kollektive, der freien Radios und der alternativen Lebensformen geriet zwischen 1977/78 in die Krise.Die Schriftstellerin Francesca Melandri und die Historikerin Petra Terhoeven werden sich mit der Rolle der Literatur und der Geschichtsschreibung bei der Aufarbeitung der politischen Gewalt befassen und fragen, inwieweit die beiden Länder ihre jeweiligen Traumata des bewaffneten Kampfes aufgearbeitet haben. Wu Ming 4 erzählt die außergewöhnliche Geschichte von Radio Alice und der Welt der alternativen und militanten Kultur im Bologna 1970er Jahre. Die Schriftstellerin Dacia Maraini, Protagonistin der feministischen Kämpfe in Italien, wird mit der Historikerin und Journalistin Leonie Schöler über den aktuellen Stand des Feminismus in Italien und Deutschland diskutieren und über die erreichten Erfolge und die noch ausstehenden Kämpfe sprechen. Im Anschluss daran werden Jürgen Trittin, eine führende politische Figur der deutschen Grünen und ehemaliger Umweltminister, mit Alessandro Coltré, Aktivist und Umweltjournalist bei A Sud, über ökologische politische Strategien und die Wege der Umweltbewegungen in Deutschland und Italien von den späten 1970er Jahren bis heute diskutieren.
Abschließend, unter der Leitung von Ulrich Waller, Intendant des Hamburger St. Pauli Theaters und seiner Co-Regisseurin Dania Hohmann, wird ein deutsch-italienisches Schauspielensemble uns schließlich mit Performances, Lesungen und Musik aus dem Stück Das Paradies ist immer woanders in die politische und emotionale Atmosphäre der 1970er Jahre entführen. Das Stück, Inspiriert von einem anderen epochalen Roman, Peter Schneiders Lenz (1973), der zum Schlüsseltext für eine ganze deutsche Generation wurde.
Eine Initiative des Goethe-Instituts Rom und der Körber-Stiftung in Zusammenarbeit mit A Sud, Biblioteca Europea, Centro di giornalismo permanente, Deutsches Historisches Institut Rom, Economia circolare, Fandango, Fondazione Giangiacomo Feltrinelli, Friedrich-Ebert-Stiftung
Details
Auditorium des Goethe-Instituts
Via Savoia, 15
00198 Rom
Sprache: Deutsch und Italienisch mit Simultanübersetzung
Preis: Der Eintritt wird nach Verfügbarkeit der Sitzplätze gewährt
+39 06 8440051 eventi-roma@goethe.de