Dialoge zwischen Italien und Deutschland
Jenseits der Geschlechterrollen
Niedergang des Patriarchats und neue Identitäten
Das Gespräch zwischen Jutta Allmendinger und Massimo Recalcati konzentriert sich auf die Wechselwirkungen zwischen dem Political Gender Gap, der Krise traditioneller patriarchalischer Strukturen, dem Wandel der Geschlechterrollen und dem demografischen Umbruch.
Das Gespräch wird von Claudia Segre moderiert.
Krise des Patriarchats und Zusammenbruch der traditionellen Strukturen
Die „Krise des Patriarchats“ bezieht sich auf den Zusammenbruch der traditionellen männlichen Dominanz in Familienstrukturen und Gesellschaft. Dieser Trend bringt nicht nur tiefe Unsicherheiten und Ungewissheiten mit sich, sondern eröffnet auch neue Möglichkeiten. Viele Männer empfinden diese Entwicklung als Verlust der traditionellen Rollen und neigen dazu, konservativere Positionen einzunehmen, um den Status quo zu erhalten. Frauen hingegen fördern fortschrittliche Veränderungen und übernehmen zunehmend neue Rollen und Aufgaben.
Wie ist die sexuelle Identität in unserer Zeit zu verstehen?
Eine der größten Herausforderungen der heutigen Geschlechterrollen besteht in der Tat in der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Frauen, die ins Berufsleben eintreten, müssen sich oft entscheiden, ob sie der Karriere oder der Familie den Vorrang geben wollen, während Männer, die sich stärker in das Familienleben einbringen wollen, oft auf strukturelle Hindernisse stoßen.
Wie könnten neue Modelle und politische Ansätze aussehen, die eine gerechte Aufteilung von familiären und beruflichen Pflichten ermöglichen?
Wie könnten sich die Geschlechterrollen entwickeln, um sowohl Männern als auch Frauen mehr Flexibilität und Freiheit bei der Gestaltung ihres Lebens zu ermöglichen?
In Zusammenarbeit mit Fondazione Culturale San Fedele, Aggiornamenti Sociali.
Im Rahmen der Reihe Geteilte Blicke. Dialoge zwischen Italien und Deutschland über die zeitgenössische Gesellschaft, ein Projekt des Goethe-Instituts Italien.
Jutta Allmendinger, Soziologin und seit 2012 Honorarprofessorin für Soziologie an der Freien Universität Berlin. Von 2007 bis 2024 war sie Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB). Sie studierte Soziologie und Sozialpsychologie in Mannheim, Madison, Wisconsin und an der Harvard University, Cambridge. Von 1992 bis 2007 war sie Professorin an der Ludwig-Maximilians-Universität München und von 2003 bis 2007 Direktorin des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg. Sie wurde unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz erster Klasse, dem Verdienstorden des Landes Berlin, dem Communicator-Preis – Wissenschaftspreis des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft und dem Schader-Preis ausgezeichnet. 2014 wurde ihr die Ehrendoktorwürde der Universität Tampere verliehen.
Im Jahr 2022 war sie die Vorsitzende des G7 Gender Equality Advisory Councils (GEAC) unter der deutschen Präsidentschaft. 2017 wurde Jutta Allmendinger als Mitglied in den Herausgeberrat der Wochenzeitung Die Zeit und vom Heiligen Vater in die Pontificial Academy of Social Sciences berufen. Seit Juli 2024 Mitglied des Deutschen Ethikrats. Ferner ist sie seit 2023 Mitglied im International Advisory Board der Bocconi Universität Mailand und Mitglied des Universitätsrats der Universität Wien, Österreich.
Der Psychoanalytiker Massimo Recalcati, leitet das IRPA (Istituto di ricerca di psicoanalisi applicata), ein Forschungsinstitut für angewandte Psychoanalyse und gründete im Jahr 2003 Jonas Onlus, ein psychoanalytisches Klinikzentrum für neuartige Symptome. Recalcati arbeitet mit der Tageszeitung la Reppublica zusammen und unterrichtet aktuell an der IULM di Milano. Zuvor lehrte er unter anderem an der Universität in Urbino, Lausanne, Bergamo, Padua und Verona. Zusammen mit Maurizio Balsamo leitet er die Zeitschrift Frontiere della psicoanalisi. Massimo Recalcati ist Autor zahlreicher Bücher, welche in diverse Sprachen übersetzt wurden. Dazu gehören L’uomo senza inconscio (Rafaello Cortina, 2010), Il complesso di Telemaco (Feltrinelli, 2013) und eine zweibändige Monographie über Jacques Lacan (Raffaello Cortina, 2012 und 2016). Zu seinen Veröffentlichungen für den Verlag Einaudi gehören: L’ora di lezione (2014), Ritorno a Jean-Paul Sartre. Esistenza, infanzia e desiderio (2021), La Legge della parola. Radici bibliche della psicoanalisi (2022 und 2023) und sein erstes Theaterstück, Amen (2022).
Claudia Segre ist seit 2016 Präsidentin der Global Thinking Foundation und der Global Thinking France Association. Sie ist Mitbegründerin und Vorstandsmitglied von Assiom Forex und Vizepräsidentin von AssoFintech. Außerdem ist sie ein externes Mitglied der Kommission für Chancengleichheit der Accademia dei Lincei und Co-Vorsitzende des W7/G7 Italy. Sie ist Mitglied des wissenschaftlichen Fachausschusses der Nationalen Beobachtungsstelle für Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt des Ministeriums für Chancengleichheit und Familie. Sie ist Beraterin der bikameralen -Untersuchungskommission für Femizid und alle Formen geschlechtsspezifischer Gewalt, Mitglied des Multidisziplinären Netzwerks der Aufsichtsbehörde für Jugendschutz und Fragilität der Lombardei. Claudia Segre ist Mitglied des wissenschaftlichen Ausschusses von Terres des Hommes Italia und von Luce!, für Vielfalt und Inklusion der QN-Redaktionsgruppe. Sie ist Ehrenmitglied des ACI Forex International und gehörte im Jahr 2019 zu den Forbes Top 100 erfolgreichsten italienischen Frauen.
Details
Mailand | Auditorium San Fedele
Via Ulrico Hoepli 3/b
20121 Mailand
Sprache: Deutsch und Italienisch mit Simultanübersetzung
Preis: Eintritt frei, Anmeldung erforderlich
Tel. +39 02 77691733 progr-mailand@goethe.de