„Achtung!“ Sobald dieser Ausruf ertönte, reihten wir uns auf, standen still und salutierten der Flagge. Jeden Montag, über 12 Jahre hinweg, begannen unsere Schulversammlungen auf diese Weise. Eine starre Körperhaltung hatte dabei enorme Wichtigkeit und stand für gute moralische Werte.
„Hoch die Hände!“ Wieder ein Kommando – das diesmal jedoch niemand beachtete. Die Uhr hatte womöglich Mitternacht geschlagen und die Magie der Straßen verebbte, doch innerhalb dieser notdürftig schalldichten Wände ging die Show weiter – die Mädchen, die Jungs, das Lachgas und das Zuprosten. Trotz eines Regierungsbeschlusses, der vorsieht, dass alle Nachtclubs und Karaokestuben um Mitternacht schließen müssen, finden vietnamesische Jugendliche dennoch immer einen Weg, nach Einbruch der Dunkelheit Spaß zu haben. Und da liegt etwas beinahe Religiöses und Rebellisches in diesem gemeinsamen Schwitzen, in dem akustischen Beben, etwas Triumphierendes in der Ausgelassenheit hinter verschlossenen Türen.